Wir alle haben nur eine begrenzte Zeit auf dieser Erde.
Wir sollten sie sinnvoll nutzen

Neuendorf am See (Gemeinde Unterspreewald, bei Lübben)

Auf dem Campingplatz am Neuendorfer See verbrachten meine Eltern viele schöne Stunden. Auch wir Kinder, damals schon eher Jugendliche, waren regelmäßig mit dabei und verlebten unzählige Ferientage mitten in der Natur und vor allem auf dem Wasser.
Zeltplatzidylle Der "Neuendorfer" - ungezählte Stunden verbrachte ich auf dem Wasser Morgennebel über dem See
Auf dem Campingplatz begann die Freundschaft zwischen Flocki, dem wilden Fuchs, und meinem Vater. Flocki muss wohl meinem Vater in einem Winter aufgefallen sein, als er als Jungfuchs total verhungert umherstreunte und versuchte zu überleben. Meine Vater fütterte ihn ab und zu und so freundeten sie sich an. Flocki wusste ganz genau wann meine Eltern auf dem Zeltplatz waren, mein Vater traf sich regelmäßig im Wald mit ihm. Trotz aller Nähe hat mein Vater nie versucht, ihn handzahm zu machen und zu streicheln. Eine Anekdote sollte hier auf jeden Fall noch geschildert werden: Mein Vater konnte oft nachts nicht schlafen und war daher häufig auch schon in den frühesten Morgenstunden auf den Beinen. Gegenüber dem Wohnwagen und Zelt meiner Eltern befanden sich 2 „Krippen“, überdachte Tische mit Holzbänken. Eines frühen Morgens, noch in der Morgendämmerung, musste meine Mutter auf Toilette. Beim Öffnen des Vorzeltes sah sie gegenüber meinen Vater, den Kopf auf die Hände gestützt und vor sich hinnickend. Zu seinen Füßen lag Flocki, seinen Kopf auf den Stiefeln meines Vaters, und schlief ebenfalls. Irgendwann kam uns zu Ohren, dass bei einer Jagd auch ein Fuchs getötet worden sei, bei dem es sich wahrscheinlich um Flocki handelte. Das grösste, schlimmste und grausamste Raubtier auf unserem Planeten ist offensichtlich der Mensch.
Der Campinggplatz wurde leider in 2011 aufgelöst und verkauft. Die Rahmenumstände des Verkaufs und der Vorgeschichte sind für Außenstehende bis heute nicht ganz nachvollziehbar, da ein gut funktionierender, über Jahrzehnte hauptsächlich von Dauercampern genutzter Zeltplatz „plötzlich“ nicht mehr rentabel arbeiten sollte. Potentielle Kaufinteressenten aus den Reihen der Camper wurden beim Verkauf nicht berücksichtigt und durften wohl zum Teil nicht einmal ihr Konzept vorstellen. Das Gelände, welches sich mitten im Biosphärenreservat befindet, wurde dann an einen aus Berlin stammenden „Kunstverein“ veräußert, dessen ursprünglicher Entwurf darin bestand, Bäume zu fällen und Baracken für Kunstausstellungen zu bauen. Für meine Mutter war dies nach dem Tod meines Vaters ein weiterer, sehr herber Schlag.